Unsere Apfel- und Birnensorten

Im Auftrag der Regierung von Oberbayern wurden im Rahmen eines Biodiversitätsprojektes von 2015 bis 2018 knapp 950 alte Apfel- und Birnbäume erfasst. Kartierer Georg Loferer hat die Bäume zur Erntezeit aufgesucht, wichtige Baummerkmale erfasst, Fruchtproben genommen  und diese (z. T. mehrfach) den Pomologen Hans-Thomas Bosch, Fritz Eckhart (Kompetenzzentrum für Obstbau Bavendorf) sowie Anton Klaus (Allgäu) zur Bestimmung vorgelegt.

Dabei konnten viele Fruchtproben bekannten, zum Teil sehr seltenen Sorten zugewiesen werden. Insgesamt wurden dabei immerhin 130 verschiedene Apfel- und 33 Birnensorten gefunden.
>>Hier geht es zu unseren bekannten Sorten.

 Die Fruchtproben von rund 250 Bäumen konnten jedoch keiner bekannten Sorte zugeordnet werden und gelten somit als "unbekannte" oder "vergessene" Sorten. Auch eine erneute Vorlage vor allem unserer besonderen Birnensorten vor Österreichischen Pomologinnen im Jahr 2019 haben nur wenig weitere Erkenntnis gebracht.

 

Mit diesem Ergebnis waren die Erwartungen der Projektverantwortlichen weit übertroffen und da es von vielen der "unbekannten" nurmehr einzelne, oftmals vergreiste Bäume gab, war rasches Handeln bei der Sortensicherung gefragt. 

"Unbekannte" Sorten

In unserem Projekt "Apfel-Birne-Berge" geht es nun im Schwerpunkt um die Sicherung und den langfristigen Erhalt der "unbekannten" oder "vergessenen" Sorten, denn sie sind akut vom Aussterben bedroht. Teilweise gibt es nur noch wenige stark vergreiste Exemplare. Jedes größere Unwetter wie etwa der starke Schneefall im Spätwinter 2019 kann die Bäume zu Fall bringen. 

Sorten mit Regionalnamen

Zum Teil gibt es für diese Sorten noch Regionalnamen. Diese beziehen sich aber oftmals auf Eigenschaften wie etwa "Siaßei" oder "Würgebirne" und können demnach oft nicht als Sortenname im eigentlichen Sinne verstanden werden. Einige der vorgefundenen "Unbekannten" dürften auch Zufallssämlinge sein, die nie einen Namen bekommen haben, aber dennoch aufgrund ihrer besonderen Fruchteigenschaften weitergereicht wurden. In jedem Fall ist jede dieser Sorten als erhaltenswerte genetische Ressource zu verstehen und soll im Rahmen des Projektes durch Nachzucht erhalten werden!

 

Langfristig wünschen wir uns, dass unsere "unbekannten" auch wieder in Baumschulen erhältlich sind. Wie dies mit namenlosen Sorten gehen kann, wissen wir heute allerdings noch nicht.

Den "Unbekannten" auf der Spur - Genetische Untersuchungen

In 2019 wurde eine Auswahl der besonders interessanten unbekannten Sorten genetisch untersucht. Von den insgesamt 220 untersuchten Sorten wurden 42 Apfel- und 71 Birnensorten als unbekannt bestätigt.
>>Lesen Sie hier mehr zum Thema "genetische Untersuchung".

Sortenbeschreibung und Sortensichtung

Für alle "unbekannten" Sorten werden im Laufe der nächsten Jahre erste Sortenbeschreibungen erarbeitet. Hierfür werden die Fruchtmerkmale standardisiert erfasst, die Früchte fotografiert sowie alle bisher über die Sorte gesammelten Informationen systematisch zusammengestellt.

 

Bei der Beschreibung und Dokumentation der Sorten arbeiten viele Personen zusammen:

Viele Personen helfen zusammen beim Beschreiben und Dokumentieren der Sorten (v.l.n.r.: Roman Pröll, Harald Lorenz, Georg Loferer, Christian Steinbichler, Josef Stein und Christian Meissner (nicht abgebildet).
v.l.n.r.: Roman Pröll, Harald Lorenz, Georg Loferer, Christian Steinbichler, Josef Stein und Christian Meissner (nicht abgebildet).
Unbekannte Birnensorte aus dem Landkreis Rosenheim mit dem Code X/2018-RO 16

Fotografische Dokumentation mit "freien" und...

Standardisierte Fruchtbilder zur systematischen Dokumentation

...standardisierten Fruchtbildern.


Die Sortenbeschreibungen dienen letztlich einer Auslese von besonders vermehrungswürdigen Sorten.
>>Lesen Sie hier mehr zum Thema Sortensichtung.

Schlummernde Schätze

Es sind noch längst nicht alle "unbekannten" oder "vergessenen" Apfel- und Birnensorten im Projektgebiet gefunden worden. Immer wieder erreichen uns Meldungen von Baumeigentümern, die ihre Früchte bereits bei namhaften Pomologen erfolglos zur Bestimmung vorgelegt haben. Da wir im Moment keine Mittel für die Aufnahme weiterer Sorten haben, müssen wir uns meist darauf beschränken, die Baumeigentümer dabei zu unterstützen, die Sorten selbst vor Ort zu erhalten bzw. Nachzuchten zu organisieren und das Wissen darum weiterzugeben.